Wilder Garten: Die Zaubernuss

Die Zaubernuss (Hamamelis spec.) ist zwar keine heimische Pflanzenart, trotzdem stelle ich sie hier heute vor. Denn der Strauch oder auch kleine Baum ist mittlerweile bei uns ziemlich häufig in den Gärten zu finden und hat auch sonst so einige Besonderheiten.

 

Zaubernüsse sind in Nordamerika und in Asien heimisch. Ursprünglich gab es sie wohl auch bei uns, aber wie so viele andere Pflanzenarten auch sind sie in Europa ausgestorben. Das liegt ausnahmsweise mal nicht am Menschen, sondern an den Eiszeiten und (unter anderem) an der Lage der Gebirge in Mitteleuropa. Sie sind wie ein Riegel in Ost-West-Richtung angeordnet (Alpen, Mittelgebirge). Damit lagen sie quer zu den von Norden vorrückenden Eismassen und versperrten den nach Süden ausweichenden Pflanzen- und Tierarten den Weg. So überlebten nur die Arten, die sich gut an die sich ändernden Bedingungen anpassen konnten oder über einen der schmalen Korridore um die Alpen herum in den Mittelmeerraum gelangten. Und auch wieder zurück, denn es gab nicht nur eine Eiszeit, sondern gleich vier große Eiszeiten in den letzten 800.000 Jahren. Also viel Hin und Her und jede Menge Anpassungsstress, wobei viele Arten leider auf der Strecke blieben. In Nordamerika beispielsweise sind die Gebirgszüge dagegen von Nord nach Süd angeordnet, der Weg nach Süden war für Tiere und Pflanzen während der Eiszeiten frei. Damit überlebten dort mehr und auch spezialisiertere Arten als es in Mitteleuropa der Fall war.

 

Da hier ähnliche klimatische Bedingungen herrschen wie in den Heimatgebieten in Amerika und Asein, kann man die Zaubernuss-Arten relativ leicht auch hier kultivieren. Was bei uns heutzutage in den Gärten wächst, sind neben den eigentlichen Arten (oft H. virginiana oder H. mollis) meist Kreuzungen. Häufig findet man die Hybride Hamamelis x intermedia, eine Kreuzung aus H. mollis und H. japonica, (erstere aus China, die zweite aus Japan).

 

Auch optisch macht die Zaubernuss einen Unterschied: Ihre Blüten sind unverkennbar. Sie haben vier krause, knuddelige Kronblätter, je nach Art und Sorte in den Farben hellgelb, goldgelb, orange oder weinrot, die mehr doer weniger intensiv duften. Die Kelchblätter haben eine purpurne oder rötliche Färbung. Pro Blütenstand findet man drei bis vier Blüten. Und: Mit Ausnahme der gelb blühenden Virginischen Zaubernuss (H. virginiana), die in Nordamerika heimisch ist und im Herbst ihre Blüten bekommt, blühen alle schon ab Januar. Das macht sie zu wertvollen Futterpflanzen für die Frühaufsteher unter den Insekten wie etwa Hummeln, und für uns zu einem kleinen Lichtblick im tristen Januar- und Februargrau. Auch die Blätter sind ein Hingucker: Vor allem die Virginische Zaubernuss hat im Herbst eine dekorative rostrote Blattfärbung.

 

Die Virgnische Zaubernuss ist zudem eine bekannte Heilpflanze. Viele kennen vermutlich das "Hamameliswasser", ein Hydrolat aus der Rinde oder den Blättern, für empfindliche Haut, Ekzeme und als Haarwasser bei Schuppen. Die Zaubernuss wirkt zusammenziehend, entzündungehemmend und schmerzstillend sowie desinfizierend. Die Amerikanischen Ureinwohner nutzten sie unter anderem als Wundheilkraut, zur Blut- und Schmerzstillung und bei Infekten. Besonders ihre zusammenziehende Wirkung, die vor allem auf Gerbstoffe zurückgeht, wird auch bei uns geschätzt. Man verwendet die Zaubernuss als Abkochung ("Tee"), Tinktur oder Salbe bei Veneproblemen (Krampfadern), Hämorrhoiden und auch bei stumpfen Verletzungen (Prellungen, Verstauchungen) und Verbrennungen. Astrologisch gehört sie zur Venus.

 

Im Garten mag die Zaubernuss einen sonnigen bis halbschattigen, geschützten Platz mit einem durchlässigen, humosen Boden. Staunässe verträgt sie nicht so gut. Übrigens: Sie ist nicht mit der Forsythie (Forsythia x intermedia) zu verwechseln. Ich habe schon häufiger gehört, dass Leute meinten, die Forsythien würden blühen (im Januar) und man könne jetzt die Rosen zurück schneiden. Hüstel. Es stimmt, dass der Blühbeginn der Forsythie (in der Regel im März oder eventuell auch schon im Februar) phänologisch den Erstfrühling verkündet und dass man dann traditionell die Rosen schneiden kann (dann ist die Gefahr von strengen Nachtfrösten geringer, obwohl das in Zeiten des Klimawandels auch nicht immer so ganz hinkommt). Und es gibt sicherlich in klimatisch günstigen Gegenden die eine oder andere Frühstarter-Forsyhtie, die schon im Januar blüht. Aber: Bitte nicht mit der Zaubernuss verwechseln! Die hat ihre Hauptblütezeit im tiefen Winter oder sogar schon im Herbst und danach gibt es mit großer Wahrscheinlichkeit noch mal strengen (Dauer)Frost, den die frisch geschnittenen Rosen übel nehmen könnten. Daher bitte erst sicher sein, dass es sich wirklich um eine Forsythie handelt (Foto unten), bevor man an den edlen Rosen herum säbelt ;-)

Die Zaubernuss im Habitus (Gesamterscheinung).

Die Harten im Garten: Einer Zaubernuss macht so ein bißchen Schnee nichts aus.

Die Forsyhtie (Forsyhtia x intermedia) sieht von der Blüte her doch irgendwie anders aus... :-)

Zum Vergleich die Zaubernussblüte nochmal direkt darunter.

Wichtig! Bitte beachten!

 

Ich bin weder Ärztin noch Heilpraktikerin noch Apothekerin. Die in einigen Artikeln beschriebenen Wirkungen von Pflanzen haben lediglich informativen Charakter und beruhen auf dem Wissen aus meiner akademischen Ausbildung als Botanikerin sowie auf eigenen Erfahrungen. Alle Angaben wurden nach bestem Wissen und Gewissen gemacht. Ich übernehme keine Gewähr für die Richtigkeit der Angaben. Es wird ebenso keine Haftung für eventuelle Schäden durch die unsachgemäße Verwendung von Pflanzen und deren Zubereitungen übernommen.

 

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